Wenn ich mir einen typischen
italienischen Strand vorstelle, sehe ich meist einen überlaufenen Sandstreifen
vor mir und denke an Sommerurlaub und Massentourismus. Sonnenhungrige Leiber
drängen sich auf den in dichten Reihen aufgestellten Klappliegen und suchen
Schutz im Schatten zahlloser, bunter Sonnenschirme. Bademeister,
Strandverkäufer, Liegestuhlverleiher, Animateure und Gigolos umsorgen
wohlorganisiert die zahlungsbereiten Gäste. Die Geräusche von Wellenschlag und
Brandungsrauschen verbinden sich mit dem Lachen, Schreien, Kreischen und
Palavern der vielen Touristen. Das alles mischt sich mit dem Verkehrslärm der
Uferstraßen, mit der Musik aus den Strandbars und dem Knattern der Motorboote.
Wer Stille und Ruhe sucht, muss fliehen. Zum Glück gibt es aber auch noch
idyllische Felsenküsten, versteckte Badebuchten und naturbelassene Zugänge,
abseits des Massentourismus. Dort warten ganz andere Abenteuer auf den, der noch
Sinn für verborgene Schönheiten der Strandwelt hat.
In der Nähe von Cecina habe ich einen
solchen Platz entdeckt. In südlicher Richtung, mehr als 10 Kilometer das Meer
entlang, erstreckt sich ein wunderbarer Pinienwald. „Tombolo di Cecina"
heißt dieser Dünengürtel, in dem man der Natur fast ungestört begegnen kann.
Alles ist ursprünglich, wild und sich selbst überlassen. Die umgeknickten
Baumstämme werden vom Meer bearbeitet, Strandgut, Treibholz, Äste, Zweige und
geschliffene Steine verteilen sich zu einem kunterbunten Mosaik. Wie herrlich
kann man hier verweilen, dem Meer lauschen und dieses Schauspiel genießen. In
dieser Landschaft zwischen Dünen, Pinienwald und Meer habe ich allerlei
Phantasiegestalten entdeckt. Aus einem angeschwemmten Baumstamm wird ein
Krokodil, ein Pinienzapfen wird zur Echse, ein Ästchen zur zarten Libelle. Das
„Strandgetier" zeigte sich mir in faszinierender Vielfalt, und ich habe
die geheimnisvollen Kreaturen photographiert und in diesem Band
zusammengestellt. Es gibt darin viel zu entdecken, und es kann ein spannendes
Abenteuer sein, für die vielen unbekannten Wesen einen passenden Namen zu
finden, der sie so richtig lebendig werden lässt.
|